NEU: Leitfaden „Rückbauorientiertes Planen und Bauen im Holzbau“

Wir – das Team von KOPPELHUBER² und Partner – haben im heurigen Jahr 2024 federführend gemeinsam mit Experten der Holzbau-Branche den Leitfaden „Rückbauorientiertes Planen und Bauen im Holzbau“ erstellt. Das Projekt wurde durch die Normenkoordinationsstelle des Fachverbandes der Holzindustrie Österreich als Teil des Projektes „Recycling und Re-use von Holz, Holzbauprodukten und Holzwerkstoffen“, welches durch den Waldfond der Republik Österreich finanziert wurde.

Die im September 2024 fertig gestellte Publikation „Rückbauorientiertes Planen und Bauen im Holzbau“ stellt einen Leitfaden zur Förderung der Kreislauffähigkeit im Bauwesen mit Fokus auf den Holzhochbau dar. Damit die Ressourcen von Gebäuden in Zukunft hochwertig in die Kreislaufwirtschaft integriert werden können, muss bereits jetzt mit der rückbauorientierten Planung durch alle Fachdisziplinen begonnen werden. Durch die Anwendung von bspw. rückbaufreundlichen Verbindungstypen bietet dieser Leitfaden Planer:innen praxisorientierte Ansätze zur Ausschöpfung des Rückbaupotenzials von Holzhochbauten und liefert gleichzeitig ein praktikables Werkzeug zur Umsetzung einer rückbauorientierten Holzbauplanung. Ebenso wird das Thema Werterhaltungskonzept thematisiert, ein Konzept hierfür vorgestellt sowie die diesbezüglichen Notwendigkeiten und Möglichkeiten aufgezeigt.

Wir bedanken uns bei unseren Auftraggebern sowie allen Beteiligten und Mitwirkenden, speziell bei den Mitgliedern der Fokusgruppen – DI Martin Burgschwaiger (ConLignum ZT GmbH, Graz), OR DI Heinz Ferk (TU Graz, Labor für Bauphysik, Graz), Arch. DI Axel Laimer-Liedtke (Dietrich Untertrifaller Architekten ZT GmbH, Wien), DI (FH) Christian Staffl (Team Bauphysik – Zwittlinger Staffl Engineering OG, Salzburg) – für die konstruktive Zusammenarbeit, den intensiven Austausch und fachlichen Exkurs sowie die Motivation, mit der alle stets an der Entwicklung des Leitfadens beteiligt waren.

Bei Interesse an einer digitalen Version des Leitfadens haben, wenden Sie sich bitte gerne per E-Mail an uns.
office@koppelhuber-partner.at

Zusammenfassung des Leitfadens:​

Im Rahmen des European Green deals ist es das Ziel der Kreislaufwirtschaft und damit auch dieses Leitfadens, den Ressourcenverbrauch nachhaltig und signifikant zu reduzieren, indem Maßnahmen zur Rückbaubarkeit und Werterhaltung bereits in der Planungsphase eines Holzbaus berücksichtigt werden. Der Leitfaden bietet dafür methodische Ansätze und praxisorientierte Werkzeuge, um umweltgerechtes und ressourceneffizientes Bauen mit Holz weiter zu fördern und das Bewusstsein hierfür deutlich zu steigern.

Holzbauprojekte sollen demnach künftig so geplant werden, dass die Wieder- und Weiterverwendung von Bauteilen und Materialien maßgeblich erleichtert wird. Dahingehend wurde das Schichtenmodell nach Brand speziell für den Holzbau weiterentwickelt und dient im Rahmen des Leitfadens als Basis, um Gebäudeschichten mit unterschiedlichen Nutzungsdauern einerseits zu definieren und andererseits gezielt austauschbar zu planen. Der für den Holzbau so spezifische Schichtaufbau – optimiert durch eine rückbauoptimierte Planung – ermöglicht es, bei Umnutzungen oder Sanierungen lediglich die notwendigen Bauteile (mit ev. kürzeren Nutzungsdauern) auszutauschen und den wesentlichen Teil der Konstruktion dennoch zu erhalten. Durch eine intelligente und auf einen möglichen Rückbau fokussierte Planung werden so die Umnutzungsmöglichkeiten von Gebäuden und Teilen erweitert und gleichzeitig die Abfallvermeidung stetig gefördert.

Der im Rahmen dieses Leitfadens entwickelte detaillierte Rückbaukatalog stellt das Herzstück dar. Er dient als systematisches Werkzeug zur Beurteilung und Optimierung der Rückbaubarkeit von Bauteilaufbauten, Anschlüssen und Details. Der Katalog unterstützt Planer:innen dabei, Bauteile auf ihre Demontierbarkeit und Trennbarkeit hin zu bewerten und das Rückbaupotenzial bereits in der Planungsphase zu identifizieren.

Die Grundvoraussetzungen für die Anwendung des Kataloges sind dabei eindeutig definiert: Der Fokus liegt auf Holzhochbauten der Nutzungsklassen 1 und 2 gemäß ÖNORM B 1995-1-1, da diese Konstruktionen keiner direkten Bewitterung ausgesetzt sind und daher eine verlässlichere Rückbaubarkeit aufweisen als dies bei Bauvorhaben der Nutzungsklasse 3 der Fall. Wesentliche Parameter, wie bspw. unterschiedliche Verbindungstypen (gemäß der Kategorisierung: gesteckt, geschraubt, genagelt/geklammert, geklebt) werden dabei detailliert beschrieben und hinsichtlich ihrer Rückbaubarkeit analysiert und dokumentiert. Der Rückbaukatalog verwendet dabei eine eindeutige und leicht nachvollziehbare Farbcodierung (grün, orange, rot), um die Bewertung der Rückbaubarkeit einzelner Materialien & Schichten, Bauteile & Komponenten sowie Anschlüsse & Details visuell zu unterstützen. Die Kategorien Rückbaubarkeit, Demontierbarkeit und Trennbarkeit werden dabei ebenso eindeutig und gemäß einschlägiger Literatur zum Thema definiert sowie deren Unterschiede erläutert, um eine standardisierte Bewertung zu ermöglichen. Dahinter wird das Pareto-Prinzip (80:20-Regel) angewendet, um sich auf die wesentlichen Konstruktionsdetails zu konzentrieren, welche den größten Einfluss auf die Rückbaubarkeit eines Holzbaus haben.

Im Weiteren wird das Prinzip des Werterhaltungskonzeptes in Form einer umfassenden Zusammenstellung und Übergabe als Konvolut für künftigen Nutzungen mit allen rückbaurelevanten Informationen für die Bauherrn bzw. Eigentümer eines Gebäudes dargestellt. Als Grundlage für ein langfristiges Werterhaltungskonzept wird dabei vor allem die rückbauorientierte Planung beschrieben. Wesentliche Bestandteile sind die Definition der detaillierten Projektziele, die Erstellung eines Rückbaukataloges mit Bewertungsschema sowie die Implementierung eines Materialressourcenpasses, welcher alle relevanten Informationen zu den verbauten Materialien nachvollziehbar und langfristig bereitstellt. Dabei wird die Priorität der Dokumentation sowohl auf die Planung als auch auf die tatsächlich ausgeführte Leistung gelegt. Das Werterhaltungskonzept soll künftig festlegen, wie die Werterhaltung in den verschiedenen Leistungsphasen eines Holzbaus zu berücksichtigen sind und wie Holzhochbauten flexibel und zukunftsfähig geplant werden können. Das Prinzip der Kreislaufwirtschaft wird auf die praktische Umsetzung im Holzbau übertragen, um langfristig ein ressourcenschonendes und nachhaltiges Bauen mit Holz zu gewährleisten.

Abschließend wird auf die generelle Notwendigkeit einer seit langem überfälligen Transformation der Bauwirtschaft betont. Der Leitfaden macht dabei deutlich, dass die Integration von Rückbau- und Werterhaltungskonzepten künftig kein optionaler Zusatz, sondern eine essenzielle Voraussetzung für eine nachhaltige Baupraxis darstellen sollte. Holzbauprojekte bieten aufgrund der Materialeigenschaften, aber auch aufgrund der Schichtigkeit und mechanischen Verbindungsmittel hierfür eine ideale Grundlage, um den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft und des Rückbaus im Rahmen des European Green Deals auch gerecht zu werden. Dieser Leitfaden appelliert somit an alle am Bau Beteiligten, die aufgezeigten Ansätze konsequent umzusetzen, um Umweltbelastungen künftig deutlich zu minimieren und die Wertschöpfung im Holzbau langfristig zu sichern.

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